Kinderlieder reißen Klein und Groß vom Hocker

Nassau. So locker-flockig und ausgelassen wie jüngst beim Kinderliedermacherfestival dürfte es in der Nassauer Stadthalle nur selten zugehen. Aber schließlich kommt es ja auch nicht alle Tage vor, dass sich in der guten Stube der Freiherr-vom-Stein-Stadt gleich vier Kinderliedermacher auf einmal bei einem Konzert die Ehre geben. Noch dazu bei einem Jubiläumskonzert.
Das Kultfestival rund um Georg Feils alias „Ferri“ hat in diesem Jahr seine 20. Runde hingelegt. Wobei die Nassau-Singhofener Filiale des Spektakels, das seinen Hauptsitz in Frankfurt am Main hat, zwar „erst“ vor sieben Jahren an den Start gegangen ist. Aber, so zeigte sich der Nassauer Stadtchef Manuel Liguori laut Pressemitteilung des Kinderliedermacherfestivals zum Einstieg ins Geschehen erfreut: „Wir dürfen den Geburtstag trotzdem mitfeiern und bedanken uns beim Bildungspakt für Nassau, der wieder den Löwenanteil bei der finanziellen Förderung übernommen hat, dass er uns das alles hier schenkt.“
Und dann powerten sie auch schon los, die vier sehnsüchtig erwarteten Jungs der All-Star-Band. Dieses Mal hatte Bandleader Georg Feils mit Geraldino als Leiter des Nürnberger Kinderliedermacherfestivals, Markus Rhode als „rockendem Seebär“ und Andi Steil als „Ganzkörpertrommler und Rhythmusknacker“ drei gleichermaßen erfahrene und dabei sehr unterschiedliche Kinderliedermacher-Kollegen mit ins Boot geholt. Nicht ohne Grund, versteht sich: Schließlich sollten vor allem die dem Abschlusskonzert vorgeschalteten Workshops ein breites Spektrum bieten.
Für viel Wirbel und noch mehr Spaß gesorgt hatten sie von Montag bis Mittwoch an der Erich-Kästner-Schule, der Grundschule „Am Windrad“ und der Oranienschule in Singhofen sowie an der Freiherr-vom-Stein-Schule in Nassau. Am Donnerstag und Freitag folgten dann insgesamt drei Schulkonzerte, bei denen die Akteure zunächst intern zeigten, was sie in der Festivalwoche gelernt hatten. Und jetzt also das große öffentliche Finale, das erstmals am Samstag – statt wie bisher üblich am Freitagnachmittag – über die Bühne ging. Ein eindeutiges Anzeichen dafür, wie prächtig sich die Nassau-Singhofener Ausgabe des Kinderliedermacherfestivals in den sieben Jahren ihres Bestehens entwickelt hat.
„Guten Tag, guten Tag“, rockte es von der Bühne der restlos besetzten Stadthalle herunter, als Seebär Markus Rohde als Erster das Ruder ergriff. Jeder der vier Allstars hatte verschiedene Klassiker aus seinem Repertoire im Gepäck, die er an den Tagen zuvor mit den Workshopkindern eingeübt hatte. So fuhr Geraldino, der im sogenannten wirklichen Leben Gerd Graßhauser heißt, unter anderem „In die Schule mit dem Bus“, wo er von der Polizei dankenswerterweise hitzefrei bekam, während Andi Steil einen vor Juckreiz nur so strotzenden „Flohwalzer“ zelebrierte und Ferri, wie könnte es auch anders sein, seinen legendären „Gummibären-Hit“ („Gell da guckste, ruckzuck ist die Tüte leer“) zum Besten gab. Logisch, dass bei diesem Konzert der etwas anderen Art Mitmachen gefordert war.
Die Kinder im Publikum ließen sich das nicht zweimal sagen: Da wurde mitgesungen und -geklatscht, sich im Kreis gedreht, Luftgitarre gespielt und mit unter den Sitzen bereitgelegten Tüchern im Takt der Musik durch die Luft gewedelt, dass es eine Wonne war. Allen voran die Singmäuse und der Kinderchor der Nassauer tonArt-Kids, die etliche Songs als „Lokalmatadoren“ begleiteten – auch das eine Premiere, die die Jubiläumsauflage der Kultveranstaltung vollends zu einer runden Sache machte. Und die Erwachsenen? Gelangweilt dasitzen, milde lächeln und warten, bis der Nachwuchs fertig ist? Von wegen: „Bis in die letzte Reihe haben sie mitgemacht, das habe ich von der Bühne aus gesehen“, so Georg Feils nach dem Konzert: „Das ist hier in Nassau schon etwas Besonderes. Von Frankfurt her kenne ich das in dieser Form jedenfalls nicht.“
Klingt alles nach einer Menge Spaß – und genau das war es auch. Und doch zugleich auch so viel mehr: Schließlich geht es beim Kinderliedermacherfestival um nichts weniger als um musikalische Erziehung, darum, die Talente von Kindern zu entdecken und zu fördern und ganz nebenbei auch noch das Gemeinschaftsgefühl in der Gruppe zu stärken. Und nach ziemlich viel Klamauk vielleicht sogar das Interesse an Ernsthafterem zu wecken: Mit der Kinderliedermacherfestival-Hymne „Leise Töne, leise Lieder“ klang das flotte Familienmitmachkonzert nachdenklich aus. 
 
 Kinderliederfestival2023
 
Die Stadthalle in Nassau rappelvoll, die Stimmung brodelt: Die Allstars bei der 20. Auflage des Kinderliedermacherfestivals treffen beim Familienmitmachkonzert den richtigen Ton – nicht zuletzt dank der Unterstützung der kleinen Stars. Fotos: Sascha Ditscher/Frankfurter Kinderliedermacher Festival
„Bis in die letzte Reihe haben sie mitgemacht, das habe ich von der Bühne aus gesehen. Das ist hier in Nassau schon etwas Besonderes. Von Frankfurt her kenne ich das in dieser Form jedenfalls nicht.“
Georg Feils alias Ferri
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